Dienstag, 4. Oktober 2016

Pantanal

Tja, da standen wir in aller Frühe und hatten keinen Plan. Erst mal einen Kaffee schlürfen und dann die Gegebenheiten erkunden war angesagt. Ein Auto kam vorbei und bot uns eine Bootstour an - sehr verlockend, aber ein wenig teuer. Ein Stück des Weges nach rechts gab es einen hübschen Campingplatz und auch von da konnte man Bootstouren buchen, für weniger Geld. Wie sich herausstellte, war das allerdings nur ein halber Tag, was den Preis relativierte. Nur reicht ein halber Tag vollkommen, der ganze Tag für viel Geld ist darauf angelegt, dass man Jaguare gucken kann. Wozu man unglaublich viel Glück haben muss.  Dazu später mehr.

Wir haben uns jedenfalls für eine Tour am nächsten Tag angemeldet und uns auf dem Campingplatz eingerichtet. Sehr heimelig unter Mangobäumen und mit unglaublich schöner Nachbarschaft. Im hohlen Nebenbaum wohnte ein Hyazinth-Arara-Paar. Das sind die
größten Papageien Amerikas und wunder-wunderschön! Es gibt nicht mehr sehr viele davon, weil sie sehr begehrt sind und auf dem Schwarzmarkt bis zu 20.000 US-$ bringen sollen. Den ganzen Tag hatten wir Spaß, diese Vögel zu beobachten und wir vermuten, sie hatten schon für Nachwuchs gesorgt, weil sie sich ständig in der Nähe ihrer Höhle aufgehalten haben, beide zusammen nie lange weg waren. Und sehr wachsam wurden, sobald sich jemand dem Baum arg genähert hat. Es gab noch eine Menge Geier und lustige
Falken, die interessanterweise ständig beieinander waren - offensichtlich keine Fresskonkurrenz.

Am nächsten Morgen hieß es schon wieder früh aufstehen, um 7 Uhr ging die Bootstour los, ein kleines Motorboot, gerade für uns 6 Leute. Und nun verstehe ich, warum wir - wie sonst üblich - keine Schwimmwesten bekamen. Geht man in diesen Gewässern über Bord, hat man eh keine Überlebenschance. Also wozu noch teures Material vergeuden, von dem die Viecher im Zweifelsfall nur Magenbeschwerden kriegen. Die Kaimane lagen derart dicht gedrängt am Ufer herum wie die Touristen zur Hochsaison auf Malle. Sie schwammen zuhauf neben dem Boot, man hätte sie streicheln können, wenn man sich getraut hätte.

Dazu die niedlichen Piranhas und Anacondas - eine haben wir gesehen, aber die war wohl schon satt. Jedenfalls lag vor ihrem Vorderteil malerisch ein Badeschlappen :-). Woher der wohl kam....?? Wir hatten viel Spaß, uns die diversen Gefahren des Dschungels auszumalen und uns dabei schlapp zu lachen. Alles sicher und gut organisiert, was also soll passieren?
Aber so richtig haben wir gelacht, als wir auf die Boote der Jaguar-Jäger trafen.  Jede Menge ernsthafter älterer Leute mit albernen Hüten, teurem Outdoor-outfit und
gigantischen Teleobjektiven im Anschlag. Die Bootsführer verständigten sich untereinander per Funk, wenn jemand meinte, einen Jaguar gesichtet zu haben, düsten alle Boote zu der angegebenen Stelle. Na, für wie blöd halten die denn die Tiere? Natürlich war dann keine Katze mehr da. Klar, wir hätten auch gerne einen Jaguar gesehen, aber unter diesen Bedingungen?? Nöö - tagelang für viel Geld auf dem Wasser herum zu düsen, um die Schwanzspitze einer Wildkatze vermeintlich zu sehen? Das ist Großwildjagd -nicht mehr mit der Schusswaffe, aber die Kamera ist ähnlich tödlich. Man stört den Lebensraum der Tiere und wozu?? Einer Trophäe wegen...?

Da kommt man wieder an seine Grenzen als Reisender, als Tourist. Es ist großartig, wenn einem die Natur unvermittelt begegnet, aber ich denke, man sollte nichts herausfordern. Also haben wir dankend abgelehnt, als uns der Bootsführer fragte, ob er noch ein paar Stunden herumfahren soll, damit wir vielleicht auch noch einen Jaguar zu sehen bekommen.  Mit unserer "Ausbeute" an Tieren waren wir vollauf zufrieden - Kaimane bis zum Abwinken in verschiedenen Sorten, jede Menge Vögel, Wasserschweine, ein paar
Legunane, die Anaconda. Und als wir wieder anlegten, schwamm noch ein niedlicher Otter am Ufer herum.




Brasilien

Ehe unsere 3 Monate Aufenthaltserlaubnis in Paraguay um waren, haben wir doch noch die Kurve gekriegt und sind nach Brasilien aufgebrochen, erstes Ziel war die andere Seite der Iguazù-Fälle. Einen Zwischenstop in dem schönen Park Tati Yupi, den wir schon mal besucht hatten, konnten wir gottseidank problemlos verlängern, denn es goss in Strömen. Was wollen wir an einem Wasserfall, wenn auch vom Himmel das Wasser in Mengen fällt....?

Aber es war schnell wieder schön und wir konnten los. Man kann gar nicht sagen, welche Seite spektakulärer ist, aber man sollte wirklich beide gesehen haben, es ist einfach grandios. Wir hatten Glück mit dem Sonnenstand und phantastische Regenbögen überm Wasser gesehen, die man in ihrer vollen Pracht gar nicht ganz aufs Foto bekam.
Schmetterlinge und marodierende Coati-Banden gibt es in Argentinien mehr, dafür in Brasilien jede Menge Begonien am Wegesrand - auch eine nette Dreingabe. Und die sind nicht so frech wie die Pelztiere mit den Ringelschwänzen.

Das nächste Ziel war das Pantanal, ein riesiges Fluss- und Sumpfgebiet im Süden von Basilien. Auf dem Weg dahin gab es einen Stop bei Bonito auf einem tollen Campingplatz im Dschungel, mit vielen Tieren und einem Fluss mit etlichen Badegelegenheiten. Aber uns Warmduschern war das Wasser zu kalt, wir haben nur mal die Zehen hinein gehalten. Dort
haben wir ein junges österreichisches Paar getroffen, das wie wir, eine Tour auf einem Flussschiff durchs Pantanal machen wollte. Die wir dann in Corumba am Abfahrtsplatz der Schiffe wieder trafen. Aber zuvor rollte eine deutsche Feuerwehr an mit einem Paar, das wir vor gut einem halben Jahr in Chile getroffen hatten. Die Beiden kamen aus Bolivien, hatten die Flussfahrt gar nicht im Programm, ließen sich dann aber schnell begeistern. Es war ein wenig mühsam heraus zu bekommen, wann welches Schiff nach Porto Jofre fährt, dann den entsprechenden Kapitän aufzutreiben, aber es gelang irgendwann und wir bekamen einen recht anständigen Preis genannt, für die 3 Autos und für uns 6 Nasen. Wie wir später in einem Reiseführer lasen, hätte man das auch über eine Agentin buchen können, aber zu einem sehr viel höheren Preis. Manchmal ist es gut, wenn  man sich selbst schlau macht.

Nun gut - "Schiff" ist vielleicht ein wenig übertrieben, es ist eher ein Kahn, der einen Ponton vor sich herschiebt, auf dem sich die Fracht - also auch wir - befindet. Da hinauf zu kommen, war ein wenig abenteuerlich, weil es natürlich keine Auffahrtrampen gibt. Die Jungs schleppten dicke Bohlen an, die für jedes Auto neu ausgerichtet wurden und die die Fahrer genau treffen mussten. Zwischen Bergen von  Saatgut, Drahtrollen,
Toilettenschüsseln, diversem Umzugsgut, Kisten & Kästen standen dann unsere Autos. Dahinter  ein alter Traktor samt Anhänger, ein Pferd und 2 Hunde. Und es strömten noch jede Menge Passagiere an Bord, die auf dem Kahn einen Hängematten-Platz hatten. Die
Fahrt dauert 3 Tage, muss man wohl dazu sagen. Aber es gibt Verpflegung an Bord. Na ja, nicht gerade das Catering vom Traumschiff, aber erstaunlich gut. 2 x täglich Reis + Bohnen mit irgendwas dazu, aber reichlich und durchaus essbar.

Wie gut, dass wir auf dem Weg nach Corumba schon ein Stück durch das südliche Pantanal gefahren sind, dort Kaimane und anderes Getier bis zum Abwinken gesehen
hatten, da störte es nicht so sehr, dass sich die Fauna am Flussufer recht bedeckt hielt. Wir hatten dennoch unseren Spaß und so eine Tour ist in Gesellschaft eh viel lustiger. Der Koch hatte bei jeder Gelegenheit geangelt und immer was heraus gefischt.  Neben einem Wels, den wir zum Abendessen bekamen, hatte er auch Piranhas gefangen. Einziger
Wermutstropfen waren die recht üblen Stech-Tiere, so eine Art Bremsen, unter denen besonders ich gelitten habe. Mich mochten sie am liebsten und ich konnte mich ihrer kaum erwehren. Bei den Mitreisenden hat mich das aber sehr beliebt gemacht, denn die wurden kaum geplagt, solange ich in der Nähe war. Selten habe ich mich derart begehrt gefühlt - haha....
Am 2. Tag wurde immer wieder angelegt, Passagiere gingen mit Bergen von Zeugs von Bord, Fracht wurde abgeladen. Man glaubt nicht, wie viele Menschen in derart abgelegener Gegend leben. Es gibt sogar einen "Schulbus", also ein Boot für die Kinder.
Am 4. Tag, morgens um 1/2 6 kamen wir an. Raus aus den Federn und runter vom Schiff, was natürlich auch wieder abenteuerlich war, weil man rückwärts runter musste. Ging aber auch unfallfrei.

Montag, 12. September 2016

Bummelei durch Paraguay

Weil wir nun (hoffentlich) unendlich Zeit haben, sind wir noch eine ganze Weile in Paraguay hängen geblieben,  es gab viele gute Gründe dafür. Es ist ein noch sehr unentdecktes Land, das gerade deshalb so viel Spaß macht. Nein, nichts ist wirklich spektakulär, aber es ist toll, einfach herum zu fahren, Land und Leute kennen zu lernen. Fixpunkt immer wieder war "Nudelhausen", der schöne Platz in Altos, wo Marion & René neben Bungalows und dem WoMo-Stellplatz noch eine kleine Nudelmanufaktur (sehr köstlich die mit Chili!) betreiben.  Das ist wie zuhause auf Reisen, also Potenz des Wohlfühlens. Ganz liebe Gastgeber, Komfort rundum, tolle Mit-Reisende, die man dort trifft und viel Spaß beim abendlichen Grillfeuer hat.




Wir haben noch einen weiteren Ausflug ins Chaco, dieses Mal ganz nach Norden, bis an die bolivianische Grenze, unternommen. Zielpunkt war erst mal der Cerro Leon, der höchste Berg mit - lt. Karten - 1.000 Metern, real wohl nur ein wenig über 600 Metern. Auch nicht gerade aufregend, aber die karge, dornige Landschaft hat einen sehr eigenen Reiz. Hier ist die Heimat der "Königin der Nacht" dem legendären Kaktus mit den tollen Blüten. Natürlich waren wir zu früh dran, aber man wird kaum Gelegenheit bekommen, die Blütezeit tatsachlich zu erleben, denn die öffnen sich erst mit Beginn der Regenzeit und dann sind die Wege völlig unpassierbar. Wie wir ein paar Tage später selbst erfuhren.

 Als wir unterwegs waren, war noch alles trocken und die Pisten staubten, was nur ging. In der Sahara musste ich nur täglich die Sanddünen aus dem Auto kehren, hier aber kam  man gegen den puderfeinen Staub, der überall seinen Weg fand,  gar nicht mehr an. Alles, wirklich alles, im Inneren des Autos war mit einer beige-braunen Staubschicht bedeckt. Und wir haben alsbald gehustet und geschnieft wie die letzten Tbc-Kranken. Natürlich ereilte uns auch noch am heißesten Tag das Schicksal eines platten Reifens. Ein Dorn hatte sich (auch noch innen!) in die Flanke
gebohrt und wenn man die Reifen von unserem Auto kennt, kann man sich das Ausmaß der Dornen vorstellen, die sowas hinkriegen. Selbstredend ging die Winde für den Reifen mal wieder nicht und so ging ein ganzer Tag für Reparatur und Reifenwechsel drauf.
Am nächsten Tag aber konnten wir  flott weiter nach Osten fahren und die
Landschaft wurde ein wenig freundlicher, da nicht mehr ganz so trocken. Es blühte wieder, die Fauna nahm zu. Wieder viele Vögel, wie diese lustigen  Jabirus (viel größer als Störche) und eine tolle Schlange sonnte sich am Wegesrand. Ich habe sie erst erwischt, als sie sich schon verzog, bin ziemlich sicher, dass es eine Anaconda war.
Als wir endlich in Bahia Negra, einem 
Suchbild mit Schlange
netten Ort am Rio Paraguay, ankamen, wurden wir dort äußerst freundlich begrüßt, allerdings fiel unsere Wohnzimmer-Dachluke einer viel zu tief hängenden - und von uns nicht gesehen - Stromleitung zum Opfer. Nun gut, die Abdeckung der Luke war abgefetzt, aber immerhin haben wir nicht für einen größeren Stromausfall im Ort gesorgt, die Leitung war stärker. Unsere (natürlich Klaus') Idee war, mit einem Schiff stromabwärts weiter zu fahren. Die Option mit den Vieh-Transportschiffen erschien nicht attraktiv, es sollte aber auch eine Personenfähre geben. Es dauerte seine Zeit, alle Informationen zu bekommen und da es keine offiziellen Tarife für Fälle wie uns
gibt, fragte man den Kapitän nach dem Preis. Der wollte tatsächlich 10 Millionen Guaranì, was gute 1.600 € entspricht. Neee, das war absurd und so haben wir doch die Straße vorgezogen. Im Zickzack vom Nordosten Paraguays in den Südwesten. Und da eben ereilte uns der Regen. Erst mal war es nur ein wenig glitschig, aber nach einem neuerlichen heftigen nächtlichen Guss war anderntags die Piste nur noch Modder. Wir haben eine ganze Weile abgewartet, bis Klaus meinte, es könnte nun gehen. Ca. 2 Kilometer kamen wir, dann rutschte das Auto unaufhaltsam in den Graben. Aber wir waren in guter Gesellschaft, jeder LKW hing irgendwo im Matsch. Und dann kam auch schon ein Caterpillar, um die Havariertern heraus zu ziehen. Es war noch ein wenig Geschlidder und Gerutsche, aber wir kamen dann doch heil in trockeneren  Gefilden an.







Sonntag, 7. August 2016

Chaco


Mehr und mehr erliegen wir der Faszination von Paraguay. Ein Land, über das man nicht
Lapachos, die für Paraguay typischen Bäume

viel weiß, das von Südamerika-Reisenden meist links liegen gelassen wird, weil es (vermeintlich) nichts Spektakuläres zu bieten hat. Stimmt auch erst mal - keine sensationellen Berge, Gletscher, Wasserfälle. Um so spannender ist es, denn  es ist ein
noch recht unentdecktes Naturparadies. Fauna und Flora sind unglaublich artenreich und man muss nicht Unsummen für Naturpark-Eintritte zahlen, um dann doch nicht die versprochenen Tiere/Pflanzen sehen zu können. Schon der gemütliche Aufenthalt in Altos bei René und Marion (wo wir schon mal waren) bot einige tolle Sachen. Ich guckte versonnen aus dem Autofenster und da saß ein Tukan im Baum über uns. Natürlich war er weg, ehe ich den Fotoapparat 'rausgekramt hatte.

Dann kam René mit Früchten, die jeder eindeutig als Mandarinen  bezeichnet hätte. Sahen so aus, benahmen sich so - farb- und schalentechnisch. Sind aber Zitronen, wie ein Geschmackstest eindeutig ergab. Allerdings hat der Saft etwas durchaus mandariniges und ist auch orange.  Was mich gleich auf die Idee brachte, daraus marokkanische Salzzitronen zu machen. Sie sind in Arbeit und ich bin sehr gespannt. ob das was wird!

Nachdem wir unser Auto-Reparatur + Wasch-und Putzprogramm erledigt hatten, sind wir nach Norden, ins Chaco, aufgebrochen. Das ist eine eigentlich unwirtliche, aber sehr spannende Gegend, die von Mennoniten urbar gemacht wurde. Fernheim ist eine Siedlung, die von Russland-Deutschen gegründet wurde, die Ende der 20er Jahre aus Russland vertrieben wurden, zuerst in Deutschland Aufnahme fanden und für die Hindenburg eine Lösung fand. Sie konnten nach Paraguay, weil die gegenseitigen Bedingungen erfüllt werden konnten. Wenn sie  - die
Mennoniten - das Chaco urbar machen, müssen sie keinen Wehrdienst leisten, genießen Religionsfreiheit. Und das ist offensichtlich sehr gut gelungen.  Man staunt nur, wenn man sieht, was hier aufgebaut worden ist. Propere Siedlungen, die eine funktionierende Gemeinschaft managt und in der es sich offensichtlich recht gut leben lässt. Sehr viele, auch recht junge Leute, sprechen noch Deutsch, meist ein wenig altmodisch und mit deutlich hörbaren russischen Akzent. Aber das erleichtert uns die Kommunikation erheblich.
Touristen gibt es hier nicht all zu viele, also werden auch wir viel angesprochen und endlich kann man sich ausgiebiger austauschen. Wir fragen viel und nur allzu gerne erzählen die Leute. Sind uns andererseits außerordentlich behilflich. So haben wir nun z.B. superschicke Sitzauflagen aus Wasserschwein-Leder. Eigentlich wollte Klaus welche aus Schaffell nähen lassen, aber es waren keine Schaffelle aufzutreiben. Dafür bot man uns das Wasserschwein an. Ist eine prima Alternative.

Im Chaco typisch und heimisch ist der Flaschenbaum, den es zwar woanders auch gibt, aber wohl nicht so ausgeprägt wie hier. Jedenfalls haben wir hier die bisher schönsten  Exemplare gesehen. Auf dem Weg nach Filadelfia (Siedlung Fernheim) gab es schon jede Menge davon. Und auf dem Weg sahen  wir etliche Ameisenbären. Leider die meisten überfahren am Straßenrand, nur einen Lebendigen. Die tapferen Gesellen stellen sich bei Gefahr aufrecht mit ausgebreiteten Vorderpfoten
dem Gegner entgegen. Klappt nur leider bei Autos gar nicht. Da sollte der Herr Darwin ein wenig nachbessern, denn die Tiere sind leider inzwischen ziemlich selten geworden.
Die Laguna Capitán wurde uns warm empfohlen, nach ein wenig Fragerei haben wir auch den Weg dahin gefunden, denn sie ist auf keiner Karte eingezeichnet, wir wussten nicht mal genau die Lage. Das war ein toller Tip, wir sind einige Tage dort geblieben. Bekannt ist die Laguna für die zahlreichen  chilenischen Flamingos, die im Winter ankommen. Die gab es nicht, aber Flamingos haben wir nun wirklich schon viele gesehen, da war das zu verschmerzen. Es
gab genug anderes Geflügel, unglaublich viele Arten und die in jeweils  großen Mengen. Tapire soll es dort geben, wir haben allerdings nur etliche Spuren von ihnen am Ufer gesehen. Aber wenigstens haben wir die Kaimane entdeckt, die im See direkt neben uns wohnten.



Sonntag, 3. Juli 2016

Nochmal Paraguay



Trümmerfrau :-)

Weil uns dieses Land beim ersten Teil der Reise sehr gut gefallen hatte, sind  wir schnell 

durch Argentinien gehuscht, das in diesem Bereich eh ein wenig langweilig ist. Und das Wetter war auch noch nicht sonderlich freundlich. Bei Posados, ganz im Süden, wollten wir dann nach Paraguay einreisen. Wäre uns auch fast auf Anhieb gelungen, hätte man uns nicht die Einreise verweigert. Da hatte doch der nette Typ in Argentinien vergessen,  mir den Ausreise-Stempel in den Pass zu drücken. Also nochmal ein paar Kilometer über die große Paranà-Brücke zurück und den Stempel einfordern. Aber dann war alles gut und wir konnten in Encarnaciòn erst mal tanken und einkaufen. Beides ist in Paraguay ungleich kostengünstiger, drum haben wir quasi mit dem letzten Tropfen Diesel und sehr reduzierten Nahrungsmitteln die Grenze überquert.
Und dann haben wir uns ein kleines Programm ausgeguckt. Viel Spektakuläres gibt es nicht, drum auch wenig Tourismus.  Aber es ist ein Land mit durchaus schöner Natur und einer recht interessanten Geschichte. Ja klar, man hat von der Diktatur unter dem
deutschstämmigen Stroessner gehört, aber was weiß man sonst? Nix! Nun aber haben wir ein wenig mehr über die Ureinwohner erfahren und das ist wirklich spannend.  Paraguay ist das einzige amerikanische Land, in dem die Sprache der Indigenen, der Guaranì, erhalten und die zweite Staatssprache ist - der überwiegende Teil der Bevölkerung spricht sie noch heute.

Und das ist wohl nicht zuletzt den Jesuiten zu verdanken, die für die Guranaì diese Siedlungen, die Reduktionen, gebaut haben.  Und so den "Indianern" ein Überleben sichern und ihre Kultur erhalten konnte. Drum sind wir nach Trinidad, ein wenig östlich von
Encarnaciòn,  gefahren, um eine dort noch recht gut erhaltene Reduktion anzusehen. Sehr beeindruckend! Es war zwar nicht ganz einfach, dahin zu finden, denn es ist nicht wirklich ausgeschildert, aber die Mühe hatte sich gelohnt. Und wir durften auf dem Parkplatz für die Nacht bleiben - kein Problem. 
Dann stand uns der Sinn nach ein wenig Natur, wovon es auch Genügend gibt. Weiter
nordwestlich fanden wir einen hübschen Naturpark, in dem es erst mal im 19. Jahrhundert eine Eisengießerei gab.  Nun gut, das wollten wir eigentlich nicht so genau wissen, war dann aber doch ganz interessant - wenn man schon Zeit hat, guckt man sich das an.

Über einen sehr holprigen Weg haben wir uns dann in den Ybycui-Park gearbeitet und der ist wirklich nett. Wir waren erst mal alleine und ein wenig frustriert, weil der versprochene
Camping-Platz natürlich gar nix für uns war. Putzig für Zelte, aber völlig ungeeignet für Wohnmobile. Also erst mal parken und die Gegend angucken. Und die ist ziemlich schön. Über einen schmalen Dschungel-Pfad haben wir uns zu einem Wasserfall gearbeitet - viel Stolpern über Wurzelwerk und Klettern über glitschige Steine überm Bach. Als wir eine arge Engstelle unfallfrei passiert hatten, gab es der Mühe Lohn. Ein wirklich idyllischer, kleiner Wasserfall. Kaum hatten wir den genossen und die
entsprechenden Bilder konserviert, brach eine Horde Schuldkinder ein. Waren die süß! Sie grüßten äußerst höflich, tobten herum und hatten einfach nur viel Spaß. Die Aufsichtspersonen ließen sie gewähren und trugen im Wesentlichen Sorge um ins Wasser gefallenen Smartphones.

Wieder im Zuhause 2.0


Nach einem erfolgreichen Heimaturlaub in der Immobilie sind wir Anfang Juni wieder in Montevideo gelandet. Der Flug nach Deutschland war einigermaßen kommod - Klaus hatte beim Einsteigen die Damen, die gerade beim Schampus-Einschenken für die Business-Class waren, angemacht und schon hatten wir jeder auch ein Glas in der Pfote.  Und dann die nächste freudige Überraschung: wir bekamen die Plätze gleich hinter der Business-Class, was bedeutet: viiiel Platz für die Beine, was vor allem bei einem langen Nachtflug mehr als angenehm ist. Auch für kurzbeinige Leute wie mich.

Weniger schön war der Rückflug: absolute Enge inmitten der Holzklasse und ein Catering, das an Körperverletzung grenzte. Aber wir haben es überlebt, konnten in Uruguay wieder in die mobile Zweitwohnung klettern und zum nächsten Teil der Reise aufbrechen. Die uns recht schnell Richtung Westen und vor allem Norden trieb, denn hier ist es Winter und unten an der Küste stürmte es heftig, war kalt und regnerisch. Weshalb wir uns einen ausführlicheren Aufenthalt in Montevideo geschenkt, nur die nötigsten Vorräte aufgefüllt haben. Aber ein Abstecher nach Colonia musste schon sein, das ist die angeblich romantischste Stadt Südamerikas und da könnte was dran sein - es ist ein wirklich nettes altes Städtchen mit sehr viel Flair. Da auch das Wetter ein wenig freundlicher wurde und die Sonne hervor kam, machte ein Spaziergang viel Spaß.

So richtig viel weiß man gar nicht über Uruguay, ich habe noch ein wenig Literatur aufgetrieben und da erfahren, dass  in Fray Bentos  Justus Liebig seinen Fleischextrakt produziert hat. Wer hätte das gedacht: die Brühwürfel kamen aus Uruguay! Aber klar: jede Menge Rinder, aus denen man - ausgepresst - lecker Suppe machen kann. Jedenfalls, glaubt man der Literatur, wäre die industrielle Revolution nicht so erfolgreich gewesen, hätte es nicht Herrn Liebig gegeben, der die Arbeiter mit seinem Extrakt gekräftigt hat. Übrigens auch im
Krieg die Soldaten mit seinen Produkten verköstigt hat. Jedenfalls waren die Herren seinerzeit richtig innovativ, denn in der Fabrik in Fray Bentos leuchtete die erste Glühbirne des Kontinents,  in Montevideo erst 3 Jahre später. Nun gut, in der Fabrik, die nun Museum ist, war die Beleuchtung leider sehr, sehr spärlich, wohl nicht viel besser als vor 150 Jahren.  Aber interessant war  der Besuch dennoch. Wir waren zwar die einzigen Neugierigen, obwohl am Dienstag, an dem wir da waren, der Eintritt frei ist. Aber Touristen, die es nach Fray Bentos verschlägt, wollen nur über die Brücke nach Argentinien. Und ob die Uruguayer so sehr interessiert sind? Stelle ich mal in Frage...

Aber im Zuge der Geschichte um diese Fabrik habe ich einiges über die jüngere Geschichte gelernt. Da viele der Einwanderer arme Leute waren, die eine neue Perspektive suchten, wählten sie sozial-liberal.  Und das funktionierte lange Zeit, bis in die 50er Jahre des letzen Jahrhunderts. Da brach die Wirtschaft ein, nicht zuletzt wegen geringerem Rinder-Export und weniger Absatz des Liebig'schen Fleischextrakt. Es bekamen die konservativen Großgrundbesitzer eine
Chance und schon gingen die Sozial-Leistungen zurück, es gab jede Menge Repressalien und es entstanden die Tupamaros. Erst eine Guerilla-Organisation, die Robin-Hood-artig agierte, dann aber in den Untergrund abtauchen musste, weil sie heftig verfolgt wurde. Nach etlichen Jahren des Widerstandes gab es eine Revolution und ein Anführer der Tupamaro wurde Präsident des Staates und eine neue sozial-liberale Gesellschaft konnte entstehen. Heute scheint Uruguay ein durchaus stabiles Land zu sein. Auch wenn wir keine tieferen Einblicke haben - es scheint zu funktionieren. Wir trafen einen aus Deutschland eingewanderten Arzt, der uns ein wenig erzählte. So soll auf 1000 Einwohner ein Arzt kommen. Haben wir so eine Quote in Deutschland? Und haben wir preiswerte öffentliche, funktionierende Verkehrsmittel?  Ist schon spannend zu sehen, wie es woanders zugeht.